Was Händler gerne verschweigen - daran erkennt man ein Unfallfahrzeug

Wer einen Gebrauchtwagen kaufen möchte, sollte das Fahrzeug genau inspizieren, bevor er die Kreditkarte zückt. Denn schließlich kann es sein, dass es sich um einen Unfallwagen handelt, der interne Schäden hat oder über Wert verkauft wird. Für viele Menschen ist es auch unangenehm, zu wissen, dass in diesem Auto eine Person zu Schaden oder gar ums Leben gekommen ist. Hier gibt es praktische Tipps dafür, wie man ein Unfallfahrzeug erkennen und vermeiden kann.

Den Lack im Tageslicht inspizieren

Frau putz Auto.

Um zu sehen, ob alle Teile noch original sind und wie der Zustand des Lacks ist, sollten Autokäufer das neue Fahrzeug ausführlich bei Tageslicht inspizieren. Betrügerische Händler arbeiten nämlich mit einer bestimmten Beleuchtung, die selbst Autos, die eigentlich schon Schrott sind, noch attraktiv aussehen lässt. Wenn der Lack an manchen Teilen eine andere Farbe hat, gilt es, nachzufragen. Das deutet nämlich darauf hin, dass das entsprechende Teil, wie etwa die Haube oder der Kotflügel, nach einem Unfall ausgetauscht worden sind. Eventuell verbergen sich dahinter tiefere Schäden, die den Wert mindern.

Neben verschiedenen Farben oder Unregelmäßigkeiten im Lack ist es auch sinnvoll, auf Nähte zu achten. Wenn ein Blechschaden mithilfe von der Sprühdose oder inkorrekter Lacknutzung einfach überpinselt wird, nutzt der Händler dafür normalerweise Klebestreifen, die eindeutige Nähte im Farbverlauf und manchmal sogar in der Textur hinterlassen. Eigentlich sollte der Verkäufer aber nach einem Unfall das ganze Auto neu lackieren und dafür selbstverständlich hochwertigen Lack einsetzen.

Nur saubere Autos anschauen

Ein weiterer Trick besteht darin, dass Gebrauchtwagenhändler die Autos nicht komplett reinigen. Unter dem Schmutz können sich falsche Lackierungen, rostige Stellen und sogar Dellen verstecken. Daher ist es sinnvoll, neben dem Tageslicht auch auf einer Reinigung zu bestehen. Sicherlich hat der Händler einen Wasserschlauch oder einen Eimer Wasser in der Nähe stehen.

Allerdings ist schon die Tatsache, dass die Ware, die der Händler verkaufen möchte, schmutzig ist, ein Warnzeichen. Seriöse Gebrauchtwagenverkäufer setzen ihre Fahrzeuge so gut wie möglich in Szene und versuchen gar nicht erst, die interessierten Kunden durch derartige Tricks hinter das Licht zu führen. Daher ist es zusätzlich wichtig, auf das Bauchgefühl zu hören. Ein paar bohrende Fragen zeigen schnell, ob der Händler etwas verschweigt.

Auf Rost achten

Rost am Fahrzeug.

Manche Unfallfahrzeuge haben keinen großen Schaden, aber dennoch eine Beule oder Delle. Wenn diese schlecht ausgebessert wurde, zeigt sich das schon nach kurzer Zeit durch rostige Stellen. Auch hier gilt es, bei Tageslicht das neue Auto genau anzuschauen und auch an weniger leicht zugänglichen Ecken zu prüfen, ob Rost vorhanden ist. Sollte das der Fall sein, können Kaufinteressenten ein wenig nachbohren, um eine Erklärung zu erhalten. Der Rost kann dabei helfen, einen Rabatt auszuhandeln. Alternativ können Interessenten darauf bestehen, dass der Händler das betreffende Teil ausbessert oder die Rechnung in der Werkstatt bezahlt, wo garantiert professionell gearbeitet wird.

Spalten und Verarbeitung überprüfen

Nach einem Crash verziehen sich die verschiedenen Autoteile schnell. Dadurch passen sie nicht mehr optimal aufeinander, was sich an größeren Spalten und Ritzen erkennen lässt. Wenn etwa der Schweller optisch schief sitzt oder sich die Tür nicht korrekt schließen lässt, handelt es sich wahrscheinlich um einen Unfallwagen, der einen starken Aufprall hinter sich hat. Dabei besteht die Gefahr, dass neben der Verschiebung innere Schäden im Auto entstanden sind.

Aber auch optisch sind derartige Verschiebungen natürlich nicht schön. Es kann sein, dass der Kofferraum nicht mehr richtig schließt oder dass es einen unangenehmen Zug im Autoinneren gibt, wenn das Fahrzeug in Bewegung ist. Schiefe Teile, hängende Scheinwerfer und ähnliche Fehler sind auch dann, wenn sie nur einen Schönheitsfehler darstellen, wertmindernd für den Gebrauchtwagen.

Die Felgen unter die Lupe nehmen

Ein weiterer ausführlicher Blick sollte den Reifen und den Felgen des Wagens gelten. Bei einem Unfall kann es nämlich schnell einmal passieren, dass Alufelgen unbrauchbar werden oder zumindest an Wert verlieren. Bei teuren Felgen, die eigentlich ein Highlight des jeweiligen Autos darstellen, ist das natürlich sehr schade.

Wer an den Rädern Risse erkennt oder bei einer Probefahrt bemerkt, dass diese nicht mehr rund laufen, sollte beim Händler unbedingt einen Ersatz verlangen. Wenn dieser gratis neue Reifen einsetzt, mindert das den Wert nicht unbedingt – wohl aber das Vertrauen in den Gebrauchtwagenhändler! Dieser sollte nämlich von Anfang an seine Kunden darüber informieren, ob es ein Problem mit dem Auto gibt. Wenn der Händler Rabatt anbietet, ist es für die Kunden normalerweise kein Thema, sich selbst um neue Reifen oder Felgen zu kümmern.

Einen Blick unter die Motorhaube werfen

Detailausschnitt vom Auto.

Auch Laien können bei einem Blick auf den Motor, der beim Autokauf nicht fehlen darf, feststellen, ob hier schon einmal repariert wurde. Denn Schweißpunkte an den Blechteilen sowie Federdome an den Radaufhängungen weisen darauf hin, dass Teile erneuert werden mussten. Wer sich unsicher ist, sollte zum Kauftermin unbedingt einen Autoexperten aus der Bekanntschaft mitbringen oder den Wagen bei einer vertrauenswürdigen Werkstatt präsentieren, und zwar vor dem Kauf. Gerade bei einem Unfallfahrzeug kann es nämlich sein, dass die neuen Motorenteile von schlechterer Qualität sind.

Dies beeinträchtigt letztendlich sogar die Sicherheit. Im schlimmsten Fall macht der Motor des Gebrauchtwagens schon nach wenigen Wochen schlapp und der Käufer hat hohe Ausgaben, um in einer Werkstatt die entsprechenden Teile zu ersetzen. Selbst ein Unfallwagen sollte einen reibungslos laufenden Motor haben!

Keinesfalls auf die Probefahrt verzichten

Schlüssel und Auto: Probefahrt.

So gut der Gebrauchtwagen vielleicht aussieht, ein Unfallfahrzeug lässt sich spätestens bei der Probefahrt erkennen. Denn wenn etwas klappert, das Lenkrad klemmt oder der Wagen unrund läuft, heißt das: Hände weg!

Bei der Probefahrt ist es wichtig, alle Funktionen des Autos zu überprüfen. Dazu gehören auch die Scheibenwischer, die Blinker, die Scheinwerfer, die Nebelleuchte, die Sitzgurte, die Sitzheizung, das Radio und die verschiedenen Gänge. Nach Möglichkeit sollten Kunden also eine halbstündige oder längere Probefahrt verlangen, um das Auto auf verschiedenen Straßen und Terrains zu testen. Am besten ist es, ein zweites Paar Augen zu dem Termin mitzubringen.

Tipp: Besonders leicht lässt sich ein Unfallwagen mit einer Frage nach den Airbags erkennen. Denn bei einem schwereren Unfall sind diese sicherlich bereits explodiert, was Spuren hinterlässt.

Sich auf einen Gebrauchtwagen-Check verlassen

Käufer, die den entsprechenden Gebrauchtwagenhändler noch nicht kennen und sich nicht zutrauen, das Auto selbst unter die Lupe zu nehmen, sollten einen Experten beauftragen. Das ist deutlich günstiger, als man es sich vielleicht vorstellt. Wir bieten Ihnen eine Begleitung durch einen Experten an, der vor Ort einen Gebrauchtwagen-Check vornimmt. Dabei konzentriert er sich nicht nur auf Lack, Rost, Verarbeitung, Räder und den Motor, sondern schaut sogar unter das Auto, um das Innenleben zu inspizieren. Erfahren Sie hier mehr zum Gutachterprozess von Carsale24.

Checkliste zur Erkennung von Unfallfahrzeugen

Ob mit oder ohne Experten, wichtig ist es beim Autokauf, sich Zeit zu nehmen und das Auto in verschiedenen Beleuchtungen, idealerweise aber in Tageslicht anzuschauen. Kunden sollten eine Taschenlampe und auch einen Lackdichtemesser mitnehmen. Außerdem ist es eine gute Strategie, den Verkäufer mit Fragen zu löchern und sich verschiedene Funktionen zeigen zu lassen. Wer sich Zeit nimmt und auf der Probefahrt besteht, ist eindeutig im Vorteil und kann eventuelle Schäden erkennen. Die folgende Checkliste hilft ebenfalls dabei, häufige Fehler an Unfallfahrzeugen zu erkennen:

  • Gleichmäßigkeit des Lacks (Farbe und Textur)
  • Rostige Stellen
  • Dellen und Beulen
  • Zeichen von Austausch von Teilen im Motor
  • Spalten und Verarbeitung der Teile
  • Zustand der Räder und der Felgen
  • Funktion von Zubehör wie Sitzgurten, Airbags und Scheinwerfern
  • Verhalten des Autos bei der Probefahrt

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