Tachobetrug beim Autokauf

Detailansicht vom Tachostand

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Kein Merkmal ist beim Gebrauchtwagenhandel derart hoch bewertet wie die Laufleistung, die ein Fahrzeug in seinem Leben bereits absolviert hat. Das scheint logisch, denn mit steigender Nutzung eines Fahrzeuges erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit von Defekten an essenziellen Komponenten oder Verschleißteilen. Defekte machen wiederum Reparaturen für eine bessere Marge beim Wiederverkauf notwendig, sofern es sich nicht um ein Exportfahrzeug handelt, bei dem andere Regeln gelten. Auch alltagsbedingte Abnutzungserscheinungen, sprich Park-Rempler, Kratzer oder Dellen nehmen mit der Nutzungsdauer eines Gebrauchtwagens zu. Trotzdem bleibt der Tachostand Grundlage der Autobewertung und damit erster Angriffspunkt, wenn es um betrügerischen Autohandel geht. Tachobetrug ist allgegenwärtig.

Tachobetrug digital

Noch in den späten Achtzigern, als sich die Ziffern des Tachos zuverlässig in ihrer mühlenartigen Mechanik drehten, war es ein leichtes, den Kilometerstand zu manipulieren. Die Anzeige wurde mit etwas Feingefühl einfach händisch zurückgedreht. Meist unterhalb der magischen Grenze von hunderttausend Kilometern. Diverse Kleinwagen wie etwa der Fiat Cinquecento, deren fünfziffrig Kilometeranzeige nach 99.999 Kilometern auf Phoenix-artige 0 Kilometer sprang, sorgten bei Laien allenfalls für Bewunderung darüber, wie ein 10 Jahre alter Gebrauchtwagen auf eine Laufleistung von nur 20.000 Kilometer kam. Erst mit zunehmender Digitalisierung in den Cockpits der Fahrzeuge verschwand das Problem des Tachobetrugs zumindest bei Autoverkauf zwischen Privatpersonen. Für die Manipulation eines digitalen Tachometers war schlichtweg mehr technischer Sachverstand samt entsprechender Ausrüstung notwendig. Autoverkäufer mit ausreichend krimineller Energie greifen heute auf "Dienstleister" im nahen EU-Ausland zurück, um Fahrzeugwerte durch Tachobetrug um mehrere Tausend Euro zu steigern. Über den Zugang der Datenschnittstellen eines Autos ist das "Frisieren" eines alten Außendienstfahrzeuges einfach und durchaus lukrativ. Etwa 12 % aller Fahrzeuge weisen eine solche Manipulation europaweit auf, schätzt die EU-Kommission.

Tachobetrug erkennen

So groß das Problem von Tachobetrug, so mannigfaltig die Ansätze, dagegen vorzugehen. Autokäufern ohne ausreichende Fachkenntnis bieten beispielsweise Smartphone-Apps, die das System in wenigen Schritten auslesen können, einen guten Ansatz. Hier sollen Tachobetrüger praktisch mit ihren eigenen, digitalen Waffen geschlagen werden. Auch das Thema Blockchain wird verfolgt und könnte serienmäßiger Bestandteil von Elektroautos werden, um deren Wiederverkaufswerte und damit die generelle Attraktivität zu erhöhen. Zunächst aber gilt für Autokäufer, die sich gegen Tachobetrug wappnen möchten, der prüfende Blick und die Plausibilitätsfrage. Ist ein Lenkrad abgegriffen oder die Ledersitze abgenutzt, obwohl der Gebrauchtwagen erst 30.000 Kilometer Laufleistung aufweist? Auch eine sorgsame Prüfung aller Dokumente ist sinnvoll um Abweichung zwischen HU-Bericht, Service-Heft und Rechnungen festzustellen. Gerade Letztere sind nur mit relativ großem Aufwand durch die Bank weg zu fälschen.

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